Sportfreunde Siegen Aufstieg
Die Sportfreunde Siegen sind zurück: Wir blicken auf die bisherige Saison zurück – und nach vorn (@ IMAGO / HMB-Media)

Die Sportfreunde Siegen sind zurück – der Traditionsverein hat den Aufstieg in die Regionalliga West perfekt gemacht, obwohl die Saison 2024/25 in der Oberliga Westfalen noch läuft. Nach neun Jahren in der fünften Liga kehrt Siegen damit in den überregionalen Fußball zurück. Doch ist dieser Erfolg der Beginn einer neuen Ära oder nur ein kurzes Aufflackern?

🏆 Ein Aufstieg mit Ansage

Schon fünf Spieltage vor Saisonende sichern sich die Sportfreunde den Aufstieg. Eine beeindruckende Serie von 24 Spielen ohne Niederlage bringt die Mannschaft uneinholbar an die Tabellenspitze. Besonders das Heimspiel gegen Preußen Münster II wird zum Schlüsselmoment: Vor fast 2.000 Fans im Leimbachstadion erzielt Rikuhei Nabesaka in der 90. Minute das entscheidende 1:0. Am Tag darauf lässt Verfolger Westfalia Rhynern Punkte liegen – und der Aufstieg ist perfekt.

Die bisherige Saison ist geprägt von Konstanz, Mentalität und wichtigen Siegen in direkten Duellen, etwa dem 3:1-Erfolg bei Verfolger VfL Bochum II. Nach aktuellem Stand stehen die Sportfreunde bei 20 Siegen, 11 Unentschieden und 3 Niederlagen, mit rund 65 erzielten und 30 kassierten Toren. Mit 71 Punkten sind sie uneinholbar Meister der Oberliga Westfalen.

👥 Die Gesichter des Erfolgs

Viele Spieler tragen ihren Teil zu diesem Erfolg bei, doch einige ragen heraus:

  • Cagatay Kader ist mit 12 Treffern der treffsicherste Angreifer.
  • Derick Kyere folgt mit 10 Toren.
  • Kapitän Mats Scheld führt die Mannschaft mit Erfahrung und Nervenstärke – sechs verwandelte Elfmeter gehen auf sein Konto. Nach der Saison wird er seine Karriere beenden und auf dem Höhepunkt abtreten.

Cheftrainer Thorsten Nehrbauer formt aus der Mannschaft eine echte Einheit. Unter seiner Leitung spielt das Team taktisch flexibel und mental stark. Nehrbauer schafft es, Erfahrung und junge Talente zu kombinieren – der Aufstieg trägt seine Handschrift.

🏗️ Hinter den Kulissen: Der Stützpfeiler Matthias Georg

Weniger im Rampenlicht, aber mindestens ebenso wichtig: Geschäftsführer Matthias Georg. Seit seinem Amtsantritt steht er für einen klaren Kurs: Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Vernunft und Strukturaufbau. Georg gelingt es, den Verein trotz schwieriger Ausgangslage finanziell zu stabilisieren und ein Fundament für den sportlichen Erfolg zu schaffen.

Besonders im Bereich Sponsoring setzt Georg neue Maßstäbe. Unter seiner Führung steigt die Zahl der Sponsorenpartnerschaften spürbar an. Zahlreiche mittelständische Unternehmen aus der Region engagieren sich wieder für die Sportfreunde – ein Vertrauensbeweis, der nicht selbstverständlich ist. Georg setzt auf langfristige Kooperationen statt kurzfristiger Gelder, um die finanzielle Nachhaltigkeit zu sichern.

Auch strukturell treibt er den Verein voran: Modernisierung von Prozessen, stärkere Zusammenarbeit mit der Jugendabteilung und eine klare Positionierung der Sportfreunde als regionaler Ankerverein gehören zu seiner Strategie. Viele Fans und Beobachter sehen in ihm den Stützpfeiler, der den schlafenden Riesen tatsächlich wachrütteln kann. Ohne seine Arbeit hinter den Kulissen wäre der aktuelle Erfolg kaum möglich gewesen.

💼 Wirtschaftliche Stärke der Region als Fundament

Die Region Siegerland und Sauerland zählt zu den wirtschaftlich stärksten in Nordrhein-Westfalen – und ganz Deutschland. Mit über 150 Weltmarktführern in Südwestfalen gehört die Region zu den bedeutendsten Industriestandorten Europas. Unternehmen wie die Schäfer Werke, The Coatinc Company, EMW Stahl Service und viele andere prägen die Wirtschaftskraft der Region.

Dieses wirtschaftliche Umfeld bietet den Sportfreunden Siegen enormes Potenzial. Der Mittelstand ist stark verwurzelt, traditionsbewusst und offen für regionale Partnerschaften. Für Sponsoring, Netzwerke und Kooperationen ist das Siegerland daher ein fruchtbarer Boden. Auch das benachbarte Sauerland bringt durch zahlreiche erfolgreiche Familienunternehmen und sogenannte Hidden Champions zusätzliche Möglichkeiten – etwa in den Bereichen Maschinenbau, Metallverarbeitung oder Elektrotechnik.

Die wirtschaftliche Stärke der Region könnte in den kommenden Jahren zu einem entscheidenden Faktor für die nachhaltige Entwicklung der Sportfreunde werden. Mit einer klugen Sponsoringstrategie und der Positionierung als sportliches Aushängeschild der Region kann der Verein sich finanziell und strukturell breiter aufstellen.

🎉 Euphorie trifft Realität

Die Fans feiern den Aufstieg mit Begeisterung: Hunderte empfangen die Mannschaft in der Siegener Oberstadt, der „Hübbelbummler“ bringt das Team vom Stadion direkt unter das Krönchen, das Wahrzeichen der Stadt. Auch in den Spielen zuvor sorgen die Fans für starke Unterstützung – durchschnittlich kommen über 1.500 Zuschauer ins Leimbachstadion.

Mit dem Aufstieg steigen aber auch die Anforderungen. Die Regionalliga West bringt höhere Kosten, stärkere Gegner und mehr organisatorische Herausforderungen. Einige Leistungsträger – darunter neben Scheld auch Routinier Markus Pazurek – verlassen den Verein, sodass Nehrbauer den Kader punktuell verstärken muss. Dank der Arbeit von Matthias Georg ist der Verein jedoch besser auf diese Herausforderungen vorbereitet als je zuvor.

❓ Schlafender Riese oder Eintagsfliege?

Die Rückkehr in die Regionalliga ist ein Meilenstein, doch es bleibt offen, wohin der Weg führt. Das Potenzial ist zweifellos da: Fans, Stadion, Tradition, wirtschaftliches Umfeld und Einzugsgebiet sprechen für die Sportfreunde. Doch die Liga ist hart, die finanziellen Mittel begrenzt, die Konkurrenz groß.

Trainer Nehrbauer betont: „Wir wollen die Euphorie mitnehmen, wissen aber, dass die Regionalliga ein ganz anderes Niveau hat.“ Der Fokus liegt zunächst auf dem Klassenerhalt – langfristig soll der Verein wieder eine feste Größe im gehobenen Amateurfußball werden.

Die Sportfreunde Siegen haben den schlafenden Riesen geweckt. Ob er dauerhaft erwacht oder erneut in den Dornröschenschlaf fällt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Mit Thorsten Nehrbauer auf der Bank, Matthias Georg in der Geschäftsführung und einer wirtschaftlich starken Region im Rücken sind die Voraussetzungen besser denn je. Jetzt liegt es an Mannschaft, Verantwortlichen und Umfeld, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen – und aus dem Aufstieg keinen Zufall, sondern den Beginn einer nachhaltigen Rückkehr zu alter Stärke zu machen.