Als Gabriel Clemens bei der Darts-Weltmeisterschaft Anfang 2023 auf sensationelle Weise ins Halbfinale einzog, entfachte er in Deutschland eine nie dagewesene Euphorie.
Der „German Giant“ setzte mit seinem sportlichen Erfolg einen historischen Meilenstein. Zugleich hob er den deutschen Darts-Hype auf ein neues Level.
Millionen von Fans verfolgten die Auftritte von Clemens auf der großen Bühne. Zwei Jahre später ist von der früheren Formstärke und Strahlkraft von “Gaga” jedoch wenig übrig.
Deutschlands ehemalige Nummer eins ist im internen Vergleich nur noch die Nummer drei hinter Überflieger Martin Schindler und Ricardo Pietreczko. Clemens steckt in einer anhaltenden Formkrise mit wenigen Lichtblicken und ist zuletzt nur noch ein Schatten seiner selbst gewesen.
Gabriel Clemens Krise: Die Fakten des Absturzes
Die bisherige Saison 2025 verläuft für Gabriel Clemens ernüchternd. Auf der Pro Tour scheitert der “German Giant” regelmäßig in Runde eins, spätestens aber in der zweiten Runde. Nur bei wenigen Players Championship Turnieren gelang ihm ein Run bis ins Achtel- oder Viertelfinale.
Noch ernüchternder liest sich die Bilanz auf der European Tour. Clemens scheitert regelmäßig im Qualifier und verpasst damit den Einzug ins Hauptfeld der European Tour.
Das Zahlenwerk untermauert die Gabriel Clemens Krise: Mit Stand Mitte Mai verpasste Deutschlands ehemalige Nummer Eins fünfmal ein European Tour Event. Einzig beim European Darts Grand Prix war Clemens dabei und auch dort war bereits in Runde eins Schluss.
Während andere Deutsche und allen voran Martin Schindler fast zum Inventar der European Tour Event zählen, scheitert der Saarländer immer wieder in der Qualifikation. Ein alarmierendes Signal für einen Spieler, der einst zu den Top-20 der Order of Merit gehörte.
Auch bei den Major-Turnieren ist Clemens kaum präsent. Bei den UK Open kam das frühe Aus, für das Masters war er gar nicht erst qualifiziert. Auch beim World Cup of Darts droht ihm erstmals die Zuschauerrolle.
Der Absturz in der Weltrangliste auf den 39. Platz hat seinen Status spürbar verändert: Clemens gehört aktuell nicht mehr zu den besten 32 Spielern der Welt – und ist nur noch die Nummer drei in Deutschland. Die Gabriel Clemens Krise ist somit aus mehreren Gesichtspunkten dramatisch.
Deutsche Konkurrenten ziehen vorbei – tabellarisch und formtechnisch
Die sportliche Talfahrt ist ein Aspekt in der Gabriel Clemens Krise. Hinzu kommt, dass andere deutsche Spieler in den vergangenen Wochen und Monaten an dem “German Giant” vorbeigezogen sind – und das in zweierlei Hinsicht.
Mit Martin Schindler und Ricardo Pietreczko liegen zwei deutsche Spieler in der Order of Merit mittlerweile deutlich vor dem Saarländer. Allen voran Schindler hat Clemens mit mehreren European-Tour Titeln und Players Championship in den Schatten gestellt.
Mit Nico Springer oder Dominik Grüllich gibt es aktuell zwei weitere Spieler, die mit starken Leistungen aufgefallen sind. Im Jahr 2025 haben auch die beiden Youngster „Gaga“ den Rang abgelaufen – zumindest was das Momentum angeht. Für Clemens gibt es damit zuletzt also Druck von außen wie auch von innen.
Zwischen Erwartungslast und Formschwäche
Die Ursachen für den Absturz sind vielschichtig. Die Erwartungshaltung nach dem WM-Halbfinale war riesig – vielleicht zu groß. Mit jedem enttäuschenden Auftritt sank das Selbstvertrauen weiter, ein Teufelskreis, aus dem Clemens bislang nicht nachhaltig ausbrechen konnte.
Technisch offenbarte er zuletzt große Schwächen auf den Doppelfeldern – in engen Matches oft spielentscheidend. Auch der mentale Aspekt darf nicht unterschätzt werden: Wer Matchdarts reihenweise vergibt, verliert irgendwann den Glauben an sich selbst.
Hinzu kommt eine gewisse Ergebnishärte, die bei Clemens manchmal zu fehlen scheint. Der Killerinstinkt, der Topspieler auszeichnet, ist momentan kaum sichtbar.
Was jetzt kommen muss
Noch ist Gabriel Clemens nicht abgeschrieben. In einem Sport wie Darts, in dem Formkurven schnell drehen können, reicht oft ein einziges gutes Turnier, um neues Selbstvertrauen zu tanken.
Ein Run ins Achtel- oder Viertelfinale eines Major-Events, ein starker Auftritt auf der Pro Tour – das könnte der Wendepunkt sein. Entscheidend wird sein, dass Clemens wieder Leichtigkeit und Fokus findet, sich aus dem Tief kämpft und den Druck abschüttelt.
Die Bühne für ein Comeback ist vorhanden – entscheidend ist nun, ob Clemens sie nutzen kann. Die nächsten Wochen könnten wegweisend für den weiteren Verlauf seiner Karriere sein. Noch hat er das Talent, die Erfahrung und die Fanbasis.
Doch der Zeitpunkt, um den Schalter umzulegen, ist jetzt. Die deutsche Darts-Szene braucht ihren German Giant – in Bestform. Immerhin: Beim Players Championship 16 am 13. Mai erreichte Clemens das Halbfinale. War dies ein erstes Ausrufezeichen im Kampf aus der Krise?